Um es kurz zu machen: Ich weiß nicht mal, wie man dieses Wort richtig ausspricht und habe noch nie davon gehört. Die Stadt Duluth liegt im US-Bundesstaat Minesota. Und den findet man im Norden der USA am Lake Superior und Duluth ist der westlichste Hafen der Great Lakes. Glaubst du nicht? Guckst du hier:
Ursprünglich wurde in der Gegend des heutigen Duluth im 17. Jahrhundert eines Handelsstation für Pelze. Wirtschaftliche Bedeutung erlangte die Gegend durch den Erzabbau sowie die Erschließung mittels Eisenbahn. 1865 erhielt die Siedlung den Namen Duluth. Damals wurde durch den Bau von Kanälen und Schleusen die Zufahrt großer, seegehender Schiffe nach Duluth ermöglicht und die Region damit an den weit überregionalen Handel mit Erzen und Metallen angebunden. Also ist Duluth eine, zumindest ehemalige, Industriestadt. Klingt wahnsinnig spannend.
Im Sommer diesen Jahres ist Duluth Gastgeberin des Great Lakes Festivals und erwartet hierzu die Traditionsschiffe der GLU TSC (Great Lakes United Tall Ships Challenge). Auf der entsprechenden Internetseite wird das Event wortakrobatisch mit „The romance and grandeur of a bygone era comes to life for the biggest week of Duluth’s storied history. Eight magnificent tall ships will sail into port. An armada carrying the mystique of a far-off time and place” angekündigt ( http://visitduluth.com/tall-ships/ ). Ich finde, mehr geht nicht. Nächste Woche schaue ich mal im Hamburger Hafen, ob ich da vielleicht eine Augenklappe, ein Holzbein und einen Papagei finde. Und natürlich noch einen Säbel. Die Amis werden ausflippen! Besonders diejenigen, denen ich bei der Einreise mein Equipment erklären muss …
Traurige Berühmtheit erlangte die Stadt 1920 durch eine Lynchtat. Sogenannte ehrbare Bürger töten drei Afro-Amerikaner (so sagt man heute politisch korrekt) – damals wohl eher als Nigger bezeichnet – weil sie glaubten, diese hätten ein (natürlich weißes) Mädchen vergewaltigt und getötet. Nach der grausigen Selbstjustiz tauchte das Mädchen unversehrt wieder auf. Klingt ein wenig nach ‚Wilder Westen’, Rassentrennung etc. und bringt bei mir zahlreiche Vorurteile über die Amis „in the middle of nowhere“ zum Klingen. Vor allem erwarte ich, dass in Duluth das offene Tragen eines Colts zum guten Ton gehört und ein kerniger Kneipenabend stilecht mit einer Schießerei, mindest aber mit einer Prügelei endet. Als kultivierter Mitteleuropäer, deutscher Romantiker und Weltverbesserer frage ich mich, ob meine zarte Seele diesen Eindrücken wohl gewachsen sein wird.
Laut Programm laufen wir am Mittwoch, den 28. Juli in Duluth ein und bleiben fünf bis sechs Tage. Meine ersten Eindrücke via Google-Maps und Streetview sind zwiespältig. Das hat einen Vorteil: Ich kann vor Ort nicht enttäuscht, sondern nur positiv überrascht werden. Na ja, wird schon.
Duluth’ über alle Grenzen hinweg bekanntester Sohn ist übrigens ein weltberühmter Musiker. Wer mag das wohl sein? Es ist Bob der Dylan. Möglicherweise steht seine eher dem Protestgenre zuzuordnende, etwas nölige Musik unmittelbar im Zusammenhang mit seiner kindlichen Sozialisation im trist-depressiven Duluth. Egal. Ich sag’s offen: Ich mag Dylan nicht. Mochte die Musik und den Typen nie. Protest finde ich zwar gut, aber nur meinen eigenen. Wahrscheinlich dröhnen mir in Duluth aus jedem verfl... Lautsprecher Duluth besch... Dylan-Songs entgegen. Kein Problem, besorg ich mir halt auch einen Colt und kommuniziere mal auf in-the-middle-of-nowhere-amerikanisch, was ich von dem Sch… Bob Dylan halte. (Sorry, ich übe gerade stilecht zu fluchen. Das gehört sich in f.. Amerika so und ich demonstriere damit meine interkulturelle Kompetenz.)
Gemäß meinem Reiseführer habe ich in Duluth wider Erwarten doch mit einigen Sehenswürdigkeiten zu rechnen. Es gibt die berühmte Aerial Lift Bridge, man kann Kutschfahrten an der Waterfront unternehmen, das Schifffahrtsmuseum besuchen und einen alten Frachter besichtigen. Dann gibt’s da noch ein Aquarium und eine alte Dampflok zu sehen. Na denn …
Wahrscheinlich wird Dultuh der beste und schönste Hafen meiner Reise, ich lerne dort die nettesten und freundlichsten Menschen der Welt kennen und erfreue mich an kulturellen Höhepunkten einer ausgeprägten künstlerischen Szene. Vielleicht gehe ich mit Ureinwohnern auf die Jagd, schlafe in einem Tipi und reite einen Mustang. Wie auch immer, in einigen Wochen bin ich schlauer und berichte dann live aus Duluth, Minnesota, USA.
Eine Ansage noch in eigener Sache: Den Seemann zieht's zwar immer wieder hinfort und doch liebt er seine Heimat und seine Lieben. Und um das mal wieder so richtig zu spüren, labert er was von Fernweh und verschwindet dann für Wochen. Doch kaum entschwindet der Heimathafen am Horizont und das erste Fernweh ist gestillt hat er gern mal - na was wohl? - na klar, Heimweh.
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