Montag, 2. August 2010

Nachtrag Bayfield, Wisconsin

Am 28.07. habe ich für die homepage der ROALD AMUNDSEN eine Tagesmeldung geschrieben, die, wie ich heute festgestellt habe, leider nicht veröffentlicht ist. Daher nun an dieser Stelle der Text als Nachtrag. zusätzlich gibt's ein paar bisher unveröffentlichte Bayfield-Bilder.
 
"Blauer Himmel, grüne Inseln, tiefblaues Wasser. Wir lassen das malerische Bayfield hinter uns, manövrieren durch die mit poetischen Namen versehenen Apostel-Inseln Richtung Duluth. An Backbord schieben sich Bear-Island, Eagle-Island und die Squaw-Bay über den Horizont. Klingt indianisch, klingt urwüchsig und lässt der eigenen Fantasie Raum, über das Wasser und die Creeks entlang durch die Wälder zu streifen. Auch wenn ich das Land nur von See aus sehe, stelle ich mir die Natur dort wunderbar vor. Roter Sand und Felsen zeichnen den Übergang vom Lake Superior nach Wisconsin. Am Horizont weiße Segel.
Emma brummt und stampft in den Tiefen des Rumpfes. Die Welle rotiert in schweren Lagern. Die Maschine treibt und kraftvoll voran. Trotz Wind von vorn läuft die Roald sieben Knoten. Ein guter Wert. Später, wenn wir unter der Küste Minnesota sind, können wir vielleicht die Stagsegel setzen. Auf dem freien Wasser lässt der Wind von vorn dies nicht zu, aber unter Land erwarten wir Wind, der uns nach Duluth bringt.
Noch liegen gut 45 Seemeilen, also gut 80 Kilometer Wasser zwischen uns und unserem nächsten Ziel. Jetzt heißt es, Geduld zu haben, zu warten, bis sich Neues ergibt. Geduld, so geht mir durch den Kopf, ist heute ein rares Gut. Wir leben in einer schnelllebigen Welt. Alles muss überall und sofort verfügbar sein. Handy, Emails, Internet vermitteln uns die Illusion, jederzeit und an jedem Ort verfügbar, präsent und ansprechbar zu sein. Hier auf der Roald wirst du diesbezüglich mental eingebremst, verlangsamt. Minutenlang, manchmal Stunden, wortlos über das Wasser schauen. Beobachten, was passiert. Dreht der Wind? Auch mal passiv sein. Mir fällt es nicht immer leicht, mich darauf einzustellen. Aber nach ein paar Tagen an Bord bin auch ich in dieser hektik- und stressfreien Zone angekommen. Einfach mal geduldig sein. Übrigens auch mit sich und den anderen. Bayfield war schön, aber ich bin froh, endlich wieder auf See zu sein."
 
Bild 1: Nachstimmung auf dem Lake Superior.
 
Bild 2: Kleine, liebevoll eingerichte Läden mit kunstvoll gestalteten Schaufenstern bestimmen das Stadtbild von Bayfield.
 
Bild 3: Das wäre doch ein schönes Wochenendhaus - oder?
 
Bild 4: Was ich hier fotografiert habe? Na, den Mond natürlich.
 
Bild 5: Bayfield ade. Mit und legt die Fähre zur gegenüber liegenden Insel ab.
 
Bild 6: Großstengestagsegel sowie Vorunter- und -obermars sind gesetzt und, wie in fremden Hoheitsgewässern üblich, die Gastlandsflagge. Will sagen, ohne 'stars and stripes' geht hier garnichts.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen