Ansteuerung von Green Bay. Ich werfe einen letzten Blick auf den Lake Michigan. |
Selbstbild in der Greyhoundstation in Green Bay, Wisconsin. |
Die Greyhoundstation in Cleveland sieht tatsächlich so aus, wie ich sie mir schon im Internet angesehen habe. |
Morgenstimmung über der Nordsee. |
Im Tiefgeschoss des Tower City Center befindet sich die zentrale SBahnstation. |
Mein Early-Bird-Breakfast-Frühstückslokal in Cleveland. Sonntags ab acht geöffnet. Und weil man hier immer freundlich und höflich ist, werde ich schon 40 Minuten eingelassen und mit frischem Kaffee versorgt. |
Doofe Reihenfolge: Michi heute in Eckernförde. |
Um 16 Uhr Samstag sitze ich erstmals in einem Greyhound Bus. Passagier 31. Es nur wenige Mitreisende, so dass wir reichlich Platz haben. So kann es bleiben. Ich bin ein wenig aufgeregt, denn ab jetzt bin ich auf mich allein angewiesen und muss für mindestens 24 Stunden auf meine Mutterspracher verzichten. Nun denn. Der schwarze Fahrer spricht eine mir unverständlichen Slang. Von seiner ersten Durchsage kapiere ich garnichts. Auch andere Passagier schauen verdutzt und wir fragen uns, ob dieser Bus tatsächlich nach Chicago fährt. Motor und Klimaanlage klingen wie ein Düsentriebwerk. "Let your motor run ... running down the highway ...".
Erster Halt ist Appleton, dann Oshkosh, Fond du Lac und Milwaukee. Dave, einer der Liasion-Officers bringt mich zur Busstation. Ich erzähle ihm, dass mir zu Amerika ersteinmal MacDonald's einfällt und ich bisher nicht ein Restaurant (!!) der Fastfood-Kette gesehen habe. Zwei Minuten später fahren wir an einem vorbei.
Der Bus dröhnt, brummt und quietscht (der Sitz) über den Highway bzw die Interstate. Der Verkehr läuft ruhig, überholfrei mit 55 Meilen pro Stunden entspannt mehrspurig auf einem Betonstreifen durch das Land. Um die Städte herum mziehen links und rechts Shopping-Zentren und riesige Gewerbegebiete vorbei. Auf dem Lande wechseln sich saftige Weiden, Brachen und Maisfelder ab. Ranches und Framen wechseln sich ab. Einmal sehe ich sogar ca. 25 Schwarzbunte.
Ich bekomme Hunger und denke eher scherzhaft, vielleicht könnte man den Fahrer zu einem Halt bei der Burgerkette mit dem großem M bewegen. 10 Minuten später biegt er vom Highway Richtung Fond du Lac ab und hält bei MacDonalds. Öh, der mann kann Gedanken lesen. Der BigMac sowie die Pommes, die ich mir hole, schmecken übrigens exakt wie in Deutschland.
Wenig später brausen wir wieder durch eine sanfte Hügellandschaft. rechts stehen hunderte Windräder. Links lese ich auf dreien den namen VESTAS. Die werden doch in Deutschland gebaut, oder? Dann ein Hinweisschild MILWAULKEE 47 Miles. Da war sie wieder, meine 47. Die Sonne senkt sich langsam zum Horizont und färbt den Himmel orangerot. Dann sehe ich gut ein Dutzend bunte Heißluftballons. Unter mir poltern Reifen und Fahrwerk über eine holprigen Betonpiste. Keine Leitplanken und ein breiter, grüner Mittelstreifen sind typisch. Dann erscheint rechts eine Fabrik auf der "Harley Davidson" steht. Mir hängt die Zunge raus. So'ne Harley ist immer noch ein Traum für mich. Vielleicht könnte ich mir eine in Milwaukee abholen, dann vier bis sechs an den Großen Seen und der Ostküste rumdüsen und die Kiste dann nach deutschland per Container verschiffen. Na, man wird ja nochmal träumen dürfen ...
In Milwaukee füllt sich der Bus bis auf den letzten Platz. Neben mir nimmt eine magere junge Frau Platz und bittet mit meinem Handy telefonieren zu dürfen, da sie keins hat. Kein Problem. Ihre Sprache klingt irgendwie nach Osteuropa und ich frage sie woher sie kommt. Aus Rußland. Sie nimmt an einem Studentenaustausch teil, erzählt sie mir, hat bis heute in Milwaukee mit ihrem Freund gearbeitet, aber kein Geld bekommen und ist gefeuert worden. Nun reist sie mit dem letzten Dollar in der Tasche weiter nach Baltimore und dann nach Virginia, weil sie Arbeit bekommen soll. Ihr Freund bleibt in Milwaukee. Mmmmh, klingt nicht gut. Außerdem fühlt sie sich in den USA nicht wohl, denn die Menschen scheinen Russen nicht sehr zu schätzen und wissen garnichts über ihre Heimat. Julie heißt sie. Eine heilsame Begegnung, macht mir doch mal wieder deutlich, wie komfortabel unser und mein Leben in 'good old Germany' ist. Und wie schön es ist, in einem Land zu reisen, wo einem die Leute wohlgesonnen sind. Was ein Glück, schon immer im freien Teil der Welt zu leben.
In Chicago steige ich um. Wir hängen zeitlich ein wenig, so dass ich als einer der letzten Passagiere in den nächsten, ebenfalls sehr vollen Bus einsteige. ich bekomme einen schlechten Platz ab und frage mich, wie die Nacht wohl überstehen werde. Und ... schwups ... greift mein Schutzengel. An der ersten Ampel direkt an der Greyhoundstation geht der Bus aus und läuft anschließend nur noch 'unrund'. Wir drehen um, warten, das Gepäck wird umgeladen und wir steigen in einen Ersatzbus um. Jetzt habe ich einen guten Platz. der Bus ist alt, super laut und klapprig und megadreckig. Naja, ist dann so. ich schlafe ein wenig und vertrete mir gegen 01 Uhr nachts auf einer Raststelle ein wenig die Beine. Danacvh fahren wir durch bis Cleveland. Ich kann die ganze Zeit schlafen und werde von der Durchsage geweckt, das wir in Cleveland angekommen sind. Ich bleibe noch fast zwei Stunden in der großen Greyhound Station, trinke einen Kaffee und warte, bis es hell wird. Das ich nun in einer anderen Zeitzone bin, darf ich die Uhr eine Stunde vorstellen. Es ist 06:10 Uhr.
Dann mache ich mich auf den Weg in die Innenstadt zur zentralen SBahnstation. Vor der Station fragt mich ob meines suchenden Blicks ein Frau, ob sie mir helfen könnte. Klar, warum nicht. Sie bringt mich zur EUCLID, einer Hauptstraße, auf der ich in 15 Minuten zu Fuß zur zentralen SBahnstation Clevelands gelange. Sie heißt Rita, hat heute Geburtstag und, ihr Haus ist abgebrannt, zur Zeit eine Pechsträhne. Sie zeigt mir ein Restaurant, wo ich ein "Early-Bird-Breakfast" bekomme. Nach wenigen Minuten erreichen wir ein entsprechendes Lokal, dass sonntags allerdings erst um acht öffnet. Zum Abschied gebe ich ihr fünf Dollar als Dankeschön.
Im Restaurant bereitet ein Mitarbeiter Speisen vor, sieht mich ratlos mit meinem Gepäck vor der Tür stehen und läßt mich ein. Er kocht Kaffee und gibt mir einen großen Becher voll mit der heißen Flüssigkeit. Ich starte mein Netbook, finde tatsächlich ein freies WiFi und lese meine Mails. Später bestelle ich mir ein Breakfast Sandwich mit Ei, Truthahn und Tomate. Nix Nutella oder so, "American Breakfast" eben. Ich erhalte ein zum Wrap gewickeltes Omelett. es schmeckt köstlich, liegt mir aber anfänglich etwas im Magen. Ich trinke noch zwei Becher Kaffee und zahle für alles zusammen nur sieben Dollar (inkl. zwei Dollar Trinkgeld). Kaffee wird hier übrigens kostenlos nachgefüllt. Also ein "Refill" ist in der Regel im Preis enthalten.
Bevor ich gehe, frage ich nach einem "Restroom", da mich ein Bedürfnis quält (Stichwort: 3 Becher Kaffee). Gibt's nicht. Okay, dann aber dalli zur SBahn. Die "Public Restrooms" öffnen dort erst um 10 Uhr, also in gut 40 Minuten. Ächz. Also kaufe ich mir ein Ticket und düse mit der Redline zum Flughafen. Die Fahrt mit der wackelnden und rumpelnden Bahn war unter den gegebenen Umständen kein Vergnügen. Neue Erfahrung: Nicht jedes Lokal hat auch "Restrooms".
Am Flughafen checke ich gleich mein Gepäck ein. Zwei kilo zuviel. 50 Dollar abdrücken oder etwas mit ins Handgepäck nehmen. Ich nehme zwei Bücher aus dem Koffer und noch drei Infohefte und schon stimmt das Gewicht. Allerdings ist meine Umhängetasche jetzt umso schwerer und unhandlicher. Eigentlich wollte ich die noch gut viereinhalb Stunden bis zum Abflug für einen Aufenthalt in einer Shopping Mall nutzen, verzichte aber wegen des Gepäcks darauf. Also ab durch die Sicherheitskontrolle und dann ein ruhiges Plätzchen gesucht. Auch hier gibt's überall kostenloses WLAN, so dass ich nochmal ausgiebig mit meiner Liebsten skype.
Die Flüge verlaufen unkompliziert. Offensichtlich gab's kräftig Rückenwind, denn von Cleveland nach New York / Newark ist der Flug kürzer als geplant. Und von new York nach Hamburg sparen wir ebenfalls eine halbe Stunde ein. Gepäck abgeholt, Passkontrolle; SBahn, Auto aus der Kaserne geholt (springt sofort an!), noch schnell zwei Brötchen und reichlich heißen Kaffee besorgt und dann brause ich nach Eckernförde.
Andrea und Madita stehen mit Mila an der Haustür und begrüßen mich. Endlich wieder zu Hause! Später bringe ich noch Buchungsunterlagen zum Schiffsbüro der Roald und schnacke ausführlich mit Anke. Und dann mache ich mich an's auspacken und sortieren. Was für eine Reise und was für ein Abenteuer!
So sieht also ein Greyhound Bus aus. Wer auch mal damit in den USA touren will, sollte sich auch nach alternativen Anbietern wie zum Beispiel Jefferson erkundigen. Die Konkurrenz soll sauberer und komfortabler sein. |
Unterwegs treffen wir zwischen Appleton und Fond du Lac auf einen Pulk von Ballons. |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen