Ohne Worte. |
Ich weiß noch genau, was ich am 11.09.01 gemacht habe, als die Nachricht vom Angriff auf die USA über die Bildschirme flimmerte. Ich erinnere mich noch gut, wie sehr mich die Bilder aus New York und Washington verunsichert und verstört haben. Ich hatte damals etwas Angst, dass die USA sehr schnell und furchtbar zurückschlagen werden und war dann über die Operation gegen den Terrorismus in Afghanistan sogar etwas erleichtert, da ich mit Schlimmerem gerechnet hatte. Noch am gleichen Tag bat der Kommandant eines in einem NATO-Verband fahrenden deutschen Zerstörers, ob er das Flaggschiff der US Navy passieren dürfen. Das Bild ging um die Welt. Die deutschen Matrosen hatten "We stand by you" auf ein großes weißes Tuch geschrieben und unseren Freunden damit zunächst einmal moralisch beigeständen. Ich dachte, als ich von der Geschichte hörte, dass es an der Zeit ist, unseren Freunden in den USA für deren Hilfe nach dem WK II und bei der Wiedervereinigung zu danken.KIanzler Schröder rief dann auch im Bundestag die "uneingeschränkte Solidarität" Deutschlands aus. Das traf damals einen Nerv bei mir.
Der 11. September begegnet mir in den USA nicht nur in Green Bay, sondern nahezu an jedem Ort, an dem ich war. Hin und wieder bin ich auf das Thema auch von unseren Besuchern angesprochen worden. In Green Bay steht unmittelbar am Hafen ein Nine Eleven Memorial (Fotos siehe unten). Dieses und die Beschriftung der Liberty Bell machen mir deutlich, wie sehr sich der Terrorangriff auf die USA in die Seelen der Menschen gefressen haben muss. Und das sich die USA immer noch im Krieg gegen den Terror wähnen, wird mir aus hiesiger Sicht verständlicher. Aber: Deswegen diverse kriege vom Zaun zu brechen, geht dann doch ein bisschen weit. Aus zahlreichen Gesprächen weiß ich aber auch, das viele Menschen mit der Bush-Politik und dem Irakkrieg nicht einverstanden waren. Also bleibt ein ambivalenter Eindruck, wie solltes es auch anders sein? Eins kann ich jedoch überhaupt nicht mehr nachvollziehen. Mein Eindruck, dass in den letzten Jahren in Deutschland ein eher amerikafeindliches Bild verherrschte. Das, finde ich, geht mir viel zu weit. Erstmal den moralischen Zeigefinger wieder einfahren. Besser wissen ist ja immer leichter, als besser machen. Und unsere Geschichte ist ja nicht gerade ein leuchtendes Beispiel für Friedensliebe. Was bleibt unterm Strich? Leute, fahrt nach Amerika und macht euch selbst ein Bild von diesem Land und seinen Menschen. Ich habe nun ein wenig die Great Lakes Region kennen lernen dürfen und bin hier auf sehr offene Menschen gestoßen, die ein weit diefferenziertes Amerikabild verdienen, als wir und unsere Medien propagieren. Gerade wir Deutsche können uns nicht beklagen, denn wir genießen hier einen ausgezeichneten Ruf. Sehr viele Menschen in dieser Gegend haben deutsche Vorfahren und sind uns höchst wohlgesonnen. Vielleicht ist das ja ein Grund mit dafür gewesen, dass uns die USA nach dem WK II sehr unterstützt und geholfen haben und ohne das positive Votum von Präsident Bush senior die Dt Einheit wahrscheinlich nicht möglich gewesen wäre. Dafür darf man schon mal dankbar sein, Respekt zeigen und den Freunden jenseits des Atlantiks auch mehr Vertrauen entgegen bringen.
Resümee: Reisen bildet und hilft, die Welt mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
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